Elektrische Impulse können den Vagusnerv stimulieren und die chronischen Entzündungen bei Rheuma reduzieren. In diesem Artikel liest du auch Übungen, um den Vagusnerv anzusprechen und zu entspannen.
Inhalt | Vagusnerv stimulieren
Vagus-Nerv-Stimulation bei Rheuma
Elektrische Impulse, die den Vagusnerv stimulieren, können bei Rheuma helfen. Dieses Verfahren wird Vagus-Nerv-Stimulation (VNS) genannt. Die Wirkung der VNS beruht darauf, dass es Entzündungen hemmt. Dies kann dazu beitragen, dass Medikamente reduziert werden können.
Studien haben gezeigt, dass eine Vagus-Nerv-Stimulation bei Menschen mit rheumatoider Arthritis positive Effekte haben kann. Untersucht wurde das Verfahren bei Patient:innen, die schlecht auf herkömmliche Medikamente ansprachen. Lies was rheumatoide Arthritis ist.
Die Wirkung beruht auf dem engen Zusammenspiel von autonomem Nervensystem und Immunsystem. Der Parasympathikus, zu dem der Vagusnerv gehört, ist höchstwahrscheinlich verantwortlich für die Hemmung der Entzündungen.
Bei chronisch entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma ist die Aktivität des Parasympathikus verringert und die des Sympathikus verstärkt. Dazu sagte Prof. Dr. med. Christoph Baerwald auf dem Deutschen Rheumatologiekongress 2023 in Leipzig:
"Es gibt etliche Hinweise darauf, dass der Parasympathikus das immunologische Gleichgewicht in Richtung einer Entzündungshemmung verschiebt, und dass chronisch entzündliche Erkrankungen wie Rheuma mit einer verringerten parasympathischen und einer verstärkten sympathischen Aktivität einhergehen."
Grob gesagt ist der Parasympathikus im entspannten Zustand und der Sympathikus in stressigen Situationen aktiv. Lies weiter zum Zusammenhang von Rheuma und Stress.
Eine neue Forschung zeigt jedoch: Der Sympathikus kann zu Beginn der Immunreaktion Entzündungen fördern, während er in späteren, langanhaltenden Phasen entzündungshemmend wirken kann.
Bei den Studien erfolgte die Stimulation des Vagusnervs über Nervenfasern im Halsbereich. Dort wurde eine Art Schrittmacher implantiert. Vagus-Nerv-Stimulation wird bereits zur Behandlung von Epilepsie und schwerer Depression eingesetzt.
Die Forschung zur Vagus-Nerv-Stimulation bei Rheuma ist vielversprechend. Jedoch gibt es noch viele offene Fragen, bevor das Verfahren als Therapie bei Rheuma zugelassen werden könnte. Unklar sind zum Beispiel der genaue Mechanismus der Stimulation, die optimale Dauer sowie mögliche Nebenwirkungen und der Langzeiteffekt.
Lies weiter: Was ist Rheuma?
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Stimulation des Vagusnervs kann Fatigue bei Rheuma lindern
Viele Menschen mit Rheuma kennen das Problem nur zu gut: Fatigue, eine überwältigende Müdigkeit, die den Alltag zur Herausforderung macht. Doch es gibt Hoffnung. Eine Studie zeigt, dass die nichtinvasive Vagusnerv-Stimulation (nVNS) diese chronische Erschöpfung deutlich lindern kann.
In einer kleinen Studie hat die Uni Lübeck den Effekt der lokalen Elektrostimulation an 40 Betroffenen mit dem Sjögren-Syndrom untersucht. Die Hälfte der Teilnehmer erhielt zweimal täglich 56 Tage lang eine Behandlung mit einem Gerät zur Vagusnerv-Stimulation. Dabei wurden elektrische Impulse für jeweils 120 Sekunden auf beide Halsschlagadern abgegeben. Die andere Hälfte der Teilnehmenden bekam lediglich eine Scheinbehandlung.
Die Ergebnisse sind beeindruckend: An Tag 56 zeigten sich in der aktiv behandelten Gruppe deutliche Verbesserungen bei der Fatigue, während in der Vergleichsgruppe keine derartigen Verbesserungen beobachtet wurden. Auch in einem Gedächtnistest schnitten die aktiv behandelten Rheuma-Betroffenen besser ab.
Für viele Sjögren-Betroffene könnte die Vagusnerv-Stimulation ein großer Schritt zu mehr Lebensqualität bedeuten.
Der Vagusnerv
Der Vagusnerv gehört zum autonomen Nervensystem (ANS). Das ANS kontrolliert viele lebenswichtige Funktionen unseres Körpers, die wir nicht bewusst steuern können. Beispiele sind die Atmung, der Herzschlag und die Verdauung.
Der Vagusnerv leitet Informationen von den Organen ans Gehirn und anders herum weiter. Das ist viel direkter als zum Beispiel über Hormone, die das Gehirn über die Blutbahnen erreichen.
Das ANS hat zwei Hauptzweige: den Parasympathikus und den Sympathikus. Diese beiden Zweige haben oft gegensätzliche Wirkungen und ermöglichen eine feine Regulation von Körperfunktionen.
Der Parasympathikus
Er ist aktiv, wenn der Körper in einem entspannten Zustand ist und Energie für die Erholung und Verdauung braucht. Der Parasympathikus wird oft als "Erholungs- und Entspannungszweig" des ANS bezeichnet.
Einige Funktionen des Parasympathikus sind:
den Herzschlag verlangsamen
die Verdauungstätigkeit erhöhen
die Speichelproduktion erhöhen
die Pupillen erweitern
Der Sympathikus
Er ist aktiv, wenn der Körper in einen stressigen oder aufregenden Zustand versetzt wird und Energie benötigt, um schnell zu handeln. Der Sympathikus wird häufig als "Kampf- oder Fluchtzweig" des ANS bezeichnet.
Funktionen des Sympathikus sind zum Beispiel:
den Herzschlag erhöhen
die Blutgefäße verengen
die Atemwege erweitern
Energiereserven mobilisieren
Parasympathikus und Sympathikus sind fein aufeinander abgestimmt und halten den Körper normalerweise automatisch in einem Gleichgewicht.
Vagusnerv: Verlauf
Der Vagusnerv ist mit dem Gehirn verbunden und verläuft durch den Hals und den Bauch bis zu vielen Organen wie dem Herzen, der Lunge, dem Magen und dem Darm.
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Aufgaben des Vagusnervs
Der Vagusnerv überträgt Informationen zwischen den Organen und dem Gehirn. Er ist an vielen lebenswichtigen Prozessen beteiligt, einschließlich der Steuerung des Herzrhythmus, der Regulierung der Atemfrequenz und der Verdauung.
Außerdem spielt er eine Rolle bei der Kontrolle von Entzündungen und der Reaktion auf Stress.
Hypnose kann den Vagusnerv wirksam stimulieren
Hypnose versetzt den Geist in einen tief entspannten Zustand und aktiviert dadurch das parasympathische Nervensystem, zu dem auch der Vagusnerv gehört. Dies bringt dem Körper Ruhe und Erholung.
Durch die gezielte Arbeit mit dem Unterbewusstsein kann Hypnose außerdem helfen, Stress abzubauen. Weniger Stress bedeutet weniger Aktivität des sympathischen Nervensystems - und weniger Kampf-oder-Flucht-Reaktionen - und mehr Aktivität des parasympathischen Nervensystems, wozu der Vagusnerv gehört.
Während der Hypnose können positive Suggestionen gegeben werden, die den Geist und den Körper beruhigen und heilende Reaktionen fördern. Diese Suggestionen können die Produktion von Stresshormonen senken und Entzündungen reduzieren.
In meinem Hypnose-Coaching entwickeln wir gemeinsam die positiven Suggestionen, die für dich persönlich passen. So weißt du genau, was passiert und hast die Kontrolle.
Außerdem zeige ich dir Techniken, die du nach dem Hypnose-Coaching zu Hause selbst anwenden kannst, um deinen Vagusnerv zu stimulieren und deine Rheuma-Beschwerden positiv zu beeinflussen. Neugierig? Hier kannst du ein Beratungsgespräch vereinbaren.
Übungen für den Vagusnerv
Bestimmte Übungen können den Vagusnerv ansprechen und die entspannende Wirkung des Parasympathikus unterstützen.
Trainieren wie ein Muskel lässt sich der Vagusnerv nicht. Doch: Die Entspannungsfähigkeit lässt sich trainieren. Wer regelmäßig eine Entspannungstechnik anwendet, kommt mit der Zeit immer leichter in einen entspannten Zustand.
Einige Übungen für den Vagusnerv sind:
Tiefe Bauchatmung
Singen
Gurgeln
Tiefe Bauchatmung
Hier ist eine einfache Atemübung, die auf den Vagusnerv und Entspannung abzielt. Sie dauert etwas 5-10 Minuten.
Setze dich bequem auf einen Stuhl oder auf den Boden. Leg die Hände auf deine Oberschenkel. Du kannst die Augen schließen, wenn du dich dabei wohler fühlst.
Richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem: Atme ein paar Mal langsam und tief durch die Nase ein und aus, um deinen Geist zu beruhigen.
Beginne nun bewusst tief in deinen Bauch zu atmen, anstatt flach in deine Brust. Dein Bauch soll sich beim Einatmen nach vorne bewegen und beim Ausatmen wieder zurückziehen.
Atme bewusst länger aus als ein. Du kannst beim Einatmen bis vier zählen und beim Ausatmen bis sechs.
Während du weiterhin tief in deinen Bauch einatmest und lange ausatmest, darfst du dir vorstellen, wie Entspannung und Gelassenheit durch deinen Körper fließen. Konzentriere dich dabei auf die Gegend um deinen Hals, wo der Vagusnerv verläuft.
Wiederhole diese tiefe Bauchatmung und die Konzentration auf den Vagusnerv für 5 bis 10 Minuten oder so lange, wie es sich angenehm anfühlt.
Beende die Übung, indem du ein paar normale Atemzüge machst und langsam die Augen öffnest. Spüre die Entspannung und Ruhe, die sich in deinem Körper ausgebreitet haben.
Diese Übung kann dazu beitragen, Stress abzubauen, das Nervensystem auszugleichen und das Wohlbefinden zu steigern.
Singen
Du kannst den Vagusnerv mit deiner Stimme ansprechen, weil er entlang der Stimmbänder verläuft. Es reicht bereits aus, ein paar Minuten zu summen. Du kannst natürlich auch lautstark ein Lied trällern.
Gurgeln
Hättest du gedacht, dass Gurgeln den Vagusnerv und deine Entspannung beeinflussen kann? Aber es stimmt tatsächlich. Denn der Vagusnerv läuft auch an der Speiseröhre lang. Wie wäre es, wenn du das tägliche Zähneputzen mit einer Extra-Portion Gurgeln verbindest?
Vagusnerv massieren
Der Vagusnerv verläuft nahe der Halsschlagader im Bereich der Halswirbel. Um ihn zu "massieren", fahre mit deinen Fingern auf beiden Seiten deines Halses nach oben und bewege sie hinter den Ohren in Richtung Haaransatz. Wiederhole die Bewegung, bis du dich entspannter fühlst.
Tipp: Du kannst etwas Öl oder eine Körperlotion benutzen.
Vagusnerv aktivieren
Durch eine elektrische Vagus-Nerv-Stimulation ist der Vagusnerv direkt aktivierbar. Ansonsten ist der Vagusnerv indirekt erreichbar - zum Beispiel durch Massagen, bestimmte Yoga-Übungen und Techniken zum Relaxen.
Auch die tiefe Entspannung durch Hypnose kann den wichtigsten Nerv des Parasympathikus - den Vagusnerv – positiv beeinflussen. Lies mein Angebot zum Hypnose-Coaching
Fazit | Vagusnerv stimulieren
Die elektrische Vagus-Nerv-Stimulation (VNS) zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Rheuma. Studien haben gezeigt, dass die VNS die Entzündungen bei Rheuma hemmen kann. Bis das Verfahren zugelassen werden könnte, sind weitere Forschung und Untersuchungen notwendig.
Spezielle Übungen können den Vagusnerv ansprechen, Stressreaktionen herunterfahren und zur Entspannung beitragen.
FAQ
Was ist die Vagusnervstimulation (VNS)?
Die Vagusnervstimulation (VNS) ist eine medizinische Therapie, bei der ein kleines Gerät implantiert wird, um den Vagusnerv zu stimulieren.
Wie funktioniert die Vagus-Nerv-Stimulation?
Können Vagus-Nerv-Übungen Stress abbauen?
Quellen und weitere Informationen
Deutscher Rheumatologiekongress 2023, Pressekonferenz
Seifert O, Baerwald C.: Stimulation des Nervus vagus als therapeutisches Prinzip. In: Zeitschrift für Rheumatologie 2023; 82: 462–471
Pongratz G, Straub RH: Rolle des sympathischen Nervensystems bei chronischen Entzündungen. In: Zeitschrift für Rheumatologie 2023; 82: 451–461
https://www.neuromodulationjournal.org/article/S1094-7159(22)01263-6/fulltext
https://www.rheumaguide.de/content/vagusnervstimulation-option-bei-therapierefraktarer-ra
https://www.fasynation.de/den-vagusnerv-massieren-30-uebungen/
https://www.uniklinik-freiburg.de/biologischepsychiatrie/forschung/vagusnervstimulation-vns.html
https://dgkn.de/neurophysiologie/der-ueberblick/vagusnervstimulation
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Zur Autorin |
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Martina Janning Rheuma Coach, Hypnose Coach & Medizinjournalistin Martinas Herz schlägt für Gesundheit und Medizin. Ihre Vision als Coach für Rheuma und Hypnose ist es, dass Menschen mit Rheuma ohne Einschränkungen so leben können, wie sie es möchten. Martina ist 2017 selbst an Rheuma erkrankt. | Erfahre mehr über Martinas Angebote und abonniere ihren Newsletter. | Folge ihr auf Instagram |
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